Ein Gebäude mit Seele und Charakter
- Die St. Ursula-Kirche -


Archäologische Funde weisen auf eine alte Bautradition in Oberursel hin, die auf Ludwig den Deutschen zurückgeht. In verschiedenen Urkunden wird seit 880 bestätigt, dass er das „monasterium ad ursellam“, das ist die Kirche bei Ursel, dem Salvatorstift in Frankfurt am Main geschenkt habe. Dieses Rechtsverhältnis mit dem Frankfurter Dom bestand bis zur Ablösung im 19. Jahrhundert.

Die Bauzeit der heutigen Kirche liegt zwischen der Mitte des 15. Jahrhunderts und dem beginnenden 16. Jahrhundert. Eberhard III. von Eppstein schrieb, man habe mit Gottes Hilfe und der Steuer frommer Christen begonnen, eine neue Kirche zu bauen. An das alte, niedrigere Kirchengebäude wurde zuerst der Chor und die Sakristei gesetzt. Dann hat man die alte Kirche niedergelegt und durch ein neues Langhaus mit vier Jochen ersetzt. 1479 ist dann mit dem fünften Joch und dem Turm begonnen worden, der um 1500 fertig war. Die auffälligen Abweichungen der Achse ergaben sich entweder durch wiederverwendete alte Fundamente oder durch schwierigen Baugrund. Die spätgotische Architektur war von der Frankfurter Dombauschule bestimmt. Alle späteren Veränderungen sind Ausdruck ihres zeitbedingten Stils.

Zwei Zerstörungen während des Dreißigjährigen KriegesChristianbraunschweig haben Kirche und Stadt schwer getroffen. 1622 überfiel Herzog Christian von Braunschweig das Städtchen Ursel und ließ es in Brand stecken.

Am Fronleichnamstag 1645 zündete der Kommandant von Mainz Courval aus Rache über erlittene Niederlagen durch die Oberurseler die Stadt an. In die Kirche ließ er drei Wagen Stroh bringen, damit sie besser brannte. Danach waren die Oberurseler bettelarm. Erst 1659 wurde in das Langhaus der Kirche eine flache Decke eingezogen und ein neuer Altar geplant.



Nach dem Brand von 1645 war ein neuer Hochaltar notwendig. Der Schreiner und Ratsherr Urban Baader von Oberursel bekam den Auftrag zum Bau des Altares, der 1669 aufgestellt wurde. Die süddeutsch beeinflußte mittelrheinische Portalarchitektur wird im unteren Bereich von den Aposteln Petrus und Paulus flankiert, im oberen Bereich von Andreas und Jakobus. Die Figurengruppe der heiligen Ursula mit ihren elf Begleiterinnen (1959) ist ein Werk von Georg Hieronymi aus Oberursel.


Quelle: Georg Friedrich
Literaturhinweis: St. Ursula Oberursel. Regensburg: Schnell & Steiner, 2007

Freundeskreis St. Ursula-Kirche Oberursel
Der Stadt und den Menschen ihr Wahrzeichen erhalten